Die Qual der Wahl: So entscheiden Sie zwischen zwei Jobangeboten

Ihre Bewerbungsbemühungen hatten Erfolg: Ihnen liegt ein Vertragsangebot vor – nein, stopp, sogar zwei. Keine ganz ungewöhnliche Situation. Aber eine, die eine Reihe Fragen mit sich bringt: Wie finde ich heraus, welcher Job das beste Gesamt-Paket für mich bietet? Wie stelle ich die Angebote gegenüber? Sollte ich mich zum Beispiel für das schlechter bezahlte Angebot entscheiden, wenn es sonst gut passt?

Nehmen Sie sich Zeit für die Entscheidung

All das und vermutlich viel mehr wird Ihnen durch den Kopf gehen – deswegen erbitten Sie zunächst etwas Bedenkzeit. Das ist völlig in Ordnung. Vielleicht ist das Angebot sehr umfangreich. Eventuell möchten Sie es erst mit Ihrer Familie besprechen. Oder Sie brauchen einfach etwas Zeit, alles gegeneinander abzuwägen.

Die Frist wird man Ihnen sicher gern gewähren, gegebenenfalls mit einem festen Termin. Diesen sollten Sie einhalten. Überreizen Sie die Entscheidungsfrist nicht, damit das Angebot nicht zurückgezogen wird. Zudem kann die Bitte um einige Tage Bedenkzeit durchaus zu Bewegung im Unternehmen führen. Denn sofern ein ernsthaftes Interesse an Ihrer Person vorliegt, wird das Angebot womöglich nachgebessert oder schneller ein Vertragsentwurf vorgelegt als ursprünglich geplant. Spekulieren Sie aber nicht auf solche Entwicklungen, wenn Sie um Bedenkzeit bitten.

Stellen Sie die zwei Jobs einander gegenüber

Und jetzt eine Pro-Kontra-Liste? Nein. Eine Pro-Kontra-Liste greift zu kurz. Sie gewichten relevante Punkte vermutlich anders, als es sinnig wäre. Arbeiten Sie mit einer Entscheidungsmatrix, die wie folgt aufgebaut sein kann:

Um die Kriterien zu finden, die Sie bei Ihrer Entscheidung unterstützen, rufen Sie sich noch einmal Ihre ursprüngliche Zieldefinition ins Bewusstsein. Sie haben sich schon zu Beginn Ihrer Jobsuche überlegt, was Ihnen an einer neuen Stelle wichtig ist, was ein Muss, und was ein schöner Bonus wäre.

Auf dieser Grundlage können Sie jetzt gut entscheiden, welche Teile des Angebots dazu passen. Schauen Sie sich insbesondere diese Aspekte genau an:

  • Gehalt,
  • Standort,
  • Titel,
  • Unternehmensreputation,
  • Arbeitsinhalte,
  • Arbeitsweg
  • Unternehmenskultur

Scheuen Sie sich nicht, auch Punkte aufzunehmen, die Ihnen vielleicht oberflächlich erscheinen, wie möglicherweise der Arbeitsweg. Wenn Sie jeden Tag drei Stunden Fahrt vor sich haben, kann das auf Dauer zermürbend sein.

Beziehen Sie deswegen auch Ihre Familie mit ein. Denn die Entscheidung für eine neue Stelle wirkt sich natürlich auf das Privatleben aus, was zum Beispiel die Finanzen oder das zeitliche Engagement angeht. Gegebenenfalls müssen Sie die Entscheidungsmatrix mehrfach aufsetzen, bis Sie die für sich wichtigen Punkte identifiziert haben.

Legen Sie der Bewertung eine Skala von 1-5 zu Grunde. Erfahrungsgemäß ist das eine gute Basis. Weniger reicht nicht und mehr wird zu unübersichtlich.

Ein weiter wichtiger Punkt: Lassen Sie sich nicht von kurzfristigen Angeboten ködern. Denken Sie etwas langfristiger. Wie sind die Karrierechancen? Gibt es Weiterbildungsmöglichkeiten? Gibt es flexible Arbeitszeitmodelle, die sich an Ihre Lebenssituation gegebenenfalls anpassen können?

Sie wissen immer noch nicht, welcher Job der richtige ist? Werfen Sie eine Münze!

Trotz einer intensiven Auseinandersetzung konnten Sie für sich noch nicht klären, welches Angebot das bessere ist? Dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt für ein vielleicht merkwürdig anmutendes Vorgehen: Werfen Sie eine Münze.

Erfahrungsgemäß stellt sich jetzt nämlich ganz schnell eine unbewusste Präferenz heraus. Die Münze ist nur das Hilfsmittel, um dem Bauchgefühl auf die Spur zu kommen. Das ist sowieso ein wichtiges Kriterium:  Es mag alles noch so schön klingen und scheinen, wenn sich etwas in Ihnen gegen ein bestimmtes Angebot sträubt, übergehen Sie dieses Gefühl nicht. Schauen Sie genauer hin.

Vielleicht gibt es die Möglichkeit, das Team und Ihren künftigen Arbeitsplatz vorab kennenzulernen, etwa bei einem Probearbeitstag. Dann sind Sie gleich einen großen Schritt weiter. Sie bekommen einen tieferen Einblick in Ihre künftige Arbeitswelt als es Vorstellungsgespräch oder Unternehmens-beschreibungen ermöglichen.

Sie wissen, was Sie wollen

Glückwunsch! Sie haben die Entscheidung für eine neue Position getroffen. Sicherlich sind Sie aufgeregt oder auch nervös. Gleichzeitig fühlen Sie sich bestimmt auch erleichtert. Das ist alles genau richtig. Vergessen Sie jedoch in der Euphorie nicht, Ihren Bewerbungsprozess sauber zu beenden. Schließlich gibt es noch das zweite Angebot und möglicherweise weitere offene Bewerbungen.

Ziehen Sie also die zweite Bewerbung zurück. Kommunizieren Sie offen und freundlich, dass Sie ein passenderes Angebot bekommen haben. Bedanken Sie sich für die Möglichkeit und die Bemühungen – denn wer weiß – vielleicht wird das Unternehmen künftig noch einmal interessant. Machen Sie das auch zeitnah nach Ihrer Entscheidung, damit für alle Beteiligten Klarheit herrscht. 

 

So wird sich das Unternehmen eher positiv erinnern, sollte es noch einmal zu Kontakt kommen oder gar einer neuen Bewerbung. Gleiches gilt für Personalberater, mit denen Sie in Kontakt stehen, denn auch gilt: Eventuell brauchen Sie diese Kontakte später erneut.

Denken Sie auch daran, Ihre Online-Profile, etwa bei Xing, an den geänderten Status anzupassen.

Fazit: Nur Mut!

Eine Entscheidung mit solch weitreichenden Folgen wie bei der Stellenwahl ist besonders herausfordernd. Holen Sie sich ruhig Unterstützung: Bei Experten, Ihrer Familie und über Hilfsmittel wie die Entscheidungsmatrix.

Seien Sie stolz darauf, dass Sie eine Wahlmöglichkeit haben. Nehmen Sie dieses Selbstvertrauen mit in Ihre berufliche Zukunft.

Über die Autorin

Kirsten Kock

Regional Manager

Kirsten Kock ist als Regional Managerin bei von Rundstedt in Berlin tätig. Die studierte Sozialpädagogin verfügt über langjährige Erfahrung in der Begleitung von Menschen in Veränderungsprozessen.