Veränderungshemmnisse in TRANSFORMATIONSPROZESSEN.

Ein Interview mit Carina Muskolus

Frau Muskolus, wo liegen aus Ihrer Sicht die größten Hürden in Transformationsprozessen?

Carina Muskolus: Die meisten Transformationen scheitern nicht an der Strategie, sondern an der Umsetzung. Entscheidend ist, dass die Notwendigkeit der Veränderung verstanden wird und sowohl bei Führungskräften als auch bei Mitarbeitenden ankommt.

Darüber hinaus sind Führungskräfte häufig auf ihre Rolle in Transformationsprozessen nicht gut vorbereitet. Sie müssen Transformation selbst begreifen, glaubwürdig vorleben und die Zielstory auf Teams und einzelne Mitarbeitende übertragen. Gleichzeitig gilt: Die eigene Betroffenheit ernst zu nehmen und Unsicherheiten oder Fragen offen zu adressieren. Dies erhöht Glaubwürdigkeit und Handlungsfähigkeit. 

Ebenso wichtig ist ein ausgearbeitetes Operating Model: HR-Instrumente wie Abfindungs- und Freiwilligenprogramme, Transfergesellschaften, Transformationseinheiten oder Altersmodelle müssen aufeinander abgestimmt sein. Führungskräfte und HR benötigen Klarheit, wie sie diese gezielt einsetzen und gemeinsam kommunizieren.

Und schließlich ist Steuerung ein oft unterschätzter Faktor: Wer hält all diese Fäden zusammen, wer orchestriert die Maßnahmen? Das ist eine echte Transformationskompetenz, die viele Unternehmen erst entwickeln müssen.

Eine Umfrage, die wir gemeinsam mit YouGov durchgeführt haben, zeigt: 83 % der Entscheider sehen unklare Kommunikation und fehlende Führungseinbindung als Hauptbarrieren. Wie lässt sich das beheben?

Carina Muskolus: Der Schlüssel liegt in einer klaren, nachvollziehbaren Zielstory: Was wird erreicht, warum ist die Veränderung notwendig und welchen Wert bringt sie für das Unternehmen? Darauf aufbauend wird das Vorgehen konsequent vom Ergebnis her abgeleitet: Schritte, Rollen, Verantwortlichkeiten und Botschaften werden auf das Ziel ausgerichtet.

Orientierung entsteht, wenn Führungskräfte diese Story auf Teams und einzelne Mitarbeitende übertragen und Verantwortlichkeiten transparent machen. So wird aus einem abstrakten Veränderungsvorhaben ein nachvollziehbarer Prozess.

Wie lässt sich Veränderung als Teil des Alltags etablieren?

Carina Muskolus: Das ist eine Frage der Führungskultur. 

Veränderung wird dann Teil des Alltags, wenn sie kontinuierlich erklärt, eingeordnet und gemeinsam reflektiert wird. Mitarbeitende müssen verstehen, in welcher Situation sich das Unternehmen befindet und was das konkret für sie bedeutet.

Das kann über regelmäßige Strategie-Dialoge geschehen, aber auch über persönliche Entwicklungsgespräche, in denen es um Zukunftsskills, Rollen und Perspektiven geht. Führungskräfte, die diesen Dialog ernst nehmen, verankern Veränderung Schritt für Schritt in der Kultur.

Wie lässt sich langfristig eine echte Veränderungskultur aufbauen?

Carina Muskolus: Kulturwandel ist ein langfristiger Prozess. Führungskräfte müssen wissen, welchen Beitrag sie leisten und wie sie Veränderung in ihren Teams fördern können. Gleichzeitig braucht es Strukturen und Tools, die Veränderung ermöglichen.

In fast jedem Unternehmen gibt es Menschen, die Lust auf Neues haben. Diese Energie gilt es aufzugreifen – durch Communities, agile Arbeitsformen oder gezielte Organisationsentwicklungsprojekte. Wichtig ist, dass Kulturprogramme nie losgelöst vom Geschäft laufen. Wenn sie an ein konkretes Businessziel gekoppelt sind, gewinnen sie Relevanz und Wirkung.

Unternehmen mit starker Veränderungskultur gelten als attraktiv. Wie kann eine starke Veränderungskultur helfen, Talente zu gewinnen und zu binden?

Carina Muskolus: Veränderung sollte positiv aufgeladen sein. Im Kontext von Restrukturierungen ist es nicht leicht, Veränderung als Chance zu erleben. Umso wichtiger ist es, harte Schnitte und Neuausrichtung miteinander zu verbinden und Orientierung zu geben.

Wird kontinuierliche Veränderung als sinnvolles und zukunftsgerichtetes Vorhaben vermittelt, intern wie extern, stärkt das Bindung und Performance. Diese Dynamik, verbunden mit dem Employer Brand, wird zum Differenzierungsfaktor im Wettbewerb.

Zum Abschluss: Was bedeutet Veränderung für Sie persönlich?

Carina Muskolus: Für mich ist Veränderung Lebendigkeit und Wachstum.

Über die Interviewpartnerin

Carina Muskolus

Director Transformation Advisory, von Rundstedt

Carina Muskolus ist Mitglied der Geschäftsleitung und leitet als Director den Transformation Advisory Bereich bei von Rundstedt. Mit über 20 Jahren Erfahrung in leitenden HR-Rollen und in der Unternehmensberatung unterstützt sie Führungsteams dabei, Transformation strategisch zu gestalten und erfolgreich umzusetzen. Ihr Fokus liegt auf Lösungen, die Struktur, Kultur und Workforce wirkungsvoll auf die Unternehmensziele ausrichten.