Die Transfergesellschaft – Keine Karriereberatung 2. Klasse

von Tanja Jankowski

Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, was der Wechsel in eine Transfergesellschaft für Ihre Karriere bedeuten könnte? Wer nach einer Kündigung in eine Transfergesellschaft wechseln kann, ist oft verunsichert; dazu tragen auch pauschale Vorurteile bei. Doch gute Transfergesellschaften bieten echte Chancen. Unterhalten habe ich mich darüber mit Christian Heppe.

Der Wechsel in die Transfergesellschaft

Unternehmen, die Personal abbauen müssen, bieten den betroffenen Mitarbeitern oft auch den Wechsel in eine Transfergesellschaft an. Was bedeutet das für die Mitarbeiter?

Christian Heppe: Die meisten sind erst mal durch den Wind. Sie haben sich auf einen sicheren Arbeitsplatz verlassen. Doch dann werden Unternehmensbereiche verlagert oder geschlossen. Und sie werden meist mit kurzem Entscheidungszeitraum vor die Wahl gestellt, vielleicht fern der Heimat einen neuen Job im Unternehmen anzutreten, ohne neue Perspektive gekündigt zu werden oder eben in eine Transfergesellschaft einzutreten. Das ist nicht einfach.

Eine Transfergesellschaft ist doch eigentlich eine gute Lösung für die Mitarbeiter.

Christian Heppe: Das Wort „Transfergesellschaft“ löst jedoch oft keine Begeisterung aus. Denn es haben sich negative Erfahrungen mit Anbietern herumgesprochen, die Mitarbeiter schlicht parken, sie in unpassende Qualifizierungsmaßnahmen stecken und nicht aktiv werden, um sie in ein neues, attraktives Beschäftigungsverhältnis zu bringen.

Was empfiehlst Du den betroffenen Mitarbeitern?

Christian Heppe: Ich rate den Mitarbeitern, durchzuatmen und die Lage, bei allem Stress, sachlich zu bewerten. Kommt für mich vielleicht doch ein Umzug in Frage? Finde ich eventuell leicht selbst einen neuen Arbeitsplatz? Oder ist das Angebot des Transferanbieters für mich eigentlich genau das Richtige?

So erleben Mitarbeiter die Beratung in der Transfergesellschaft

Soll ich das Angebot annehmen?

Wie können Mitarbeiter ein solches Angebot prüfen?

Christian Heppe: Erstens sollten sie den sogenannten dreiseitigen Vertrag unter die Lupe nehmen. Es geht hier um einen Vertrag zwischen bisherigem Arbeitgeber, Mitarbeiter und Transfergesellschaft. Er regelt das Gehalt, den Urlaubsanspruch, die Laufzeit der Transfergesellschaft und andere formale Dinge. Wichtig ist vor allem, dass die Mitarbeiter genau klären, was die Gesellschaft unternimmt, um Sie in die neue passende Position zu vermitteln oder in die Selbständigkeit zu begleiten.

Zweitens raten wir den Mitarbeitern, sich über den Transferanbieter zu informieren, etwa im Internet. Um Transparenz zu schaffen, stellen wir uns den Mitarbeitern ausführlich vor und erläutern ihnen, wie unsere Transfergesellschaft aussieht, wie wir arbeiten und was die Mitarbeiter erwarten dürfen. Sie brauchen das Vertrauen, dass Sie Berater haben, die Sie so individuell unterstützen, wie Sie es benötigen.

Was zeichnet eine gute Transfergesellschaft generell aus?

Christian Heppe: Sie will für jeden Mitarbeiter zügig neue berufliche Perspektiven und Chance finden. Dies schafft Vertrauen in die eigenen Stärken und Zukunft. Dazu kann die Beratung belastbare Kontakte zu den maßgeblichen regionalen Arbeitgebern nutzen und die Mitarbeiter über Bewerbungsplattformen und Social-Media-Netzwerke wie Xing oder LinkedIn ins Spiel bringen. Vor allem begleitet sie jeden Mitarbeiter individuell.

Eine Transfergesellschaft bietet die Gelegenheit, in Vollzeit gemeinsam mit Profis eine neue berufliche Position zu finden. Viele Mitarbeiter entdecken dabei ungeahnte Perspektiven.

Brauchen nicht alle das gleiche Paket?

Christian Heppe: Nein, denn jeder Mitarbeiter bringt eigene berufliche Erfahrungen und Talente mit – und persönliche Zukunftswünsche. Der eine will einen ähnlichen Job wie bisher, der andere möchte einen Karrieresprung machen oder sich in einem neuen Bereich engagieren. Ein Dritter hat die Selbstständigkeit als Ziel. Und ältere Mitarbeiter suchen auch eine Brücke in den Ruhestand und haben eher Beratungsbedarf in sozial- und steuerrechtlichen Fragestellungen.

Die Beratung in der Transfergesellschaft

Wie sieht das Ganze bei von Rundstedt in der Praxis aus?

Christian Heppe: Am Anfang steht ein gründliches Profiling. Hier geht es um drei Fragen: Was kann der Mitarbeiter? Was will er? Und wie sieht der Markt aus? Im Schnittfeld der jeweiligen Antworten definieren wir mit dem Mitarbeiter seine Ziele und identifizieren z.B. Qualifikationslücken oder den Handlungsbedarf in Richtung Selbstständigkeit oder Rente.

Danach begleiten wir jeden Mitarbeiter persönlich und wählen für ihn bei Bedarf die passenden Qualifizierungsangebote aus. Wir arbeiten gezielt auch in Gruppen, um z.B. Sicherheit beim Führen von Vorstellungsgesprächen zu gewinnen und von Erfahrungen und Erfolgen der anderen zu profitieren. Natürlich helfen wir den Mitarbeitern ganz konkret, sich zu bewerben oder die Selbstständigkeit bzw. den Wechsel in die Rente vorzubereiten.

Und wenn ein Unternehmen nach einer Bewerbung Interesse zeigt?

Christian Heppe: Dann können Mitarbeiter ein Praktikum absolvieren oder gleich eine neue Stelle antreten. Dabei haben sie das Recht, während der gesamten Laufzeit der Transfergesellschaft ohne Nachteile wieder zurückzukehren.

Was geben Sie den Mitarbeitern generell auf den Weg?

Christian Heppe: Wir sagen jedem: Schau nach vorn und mach etwas aus deinen Chancen! Denn eine Transfergesellschaft bietet die Gelegenheit, in Vollzeit gemeinsam mit Profis eine neue berufliche Position zu finden. Einzelne holen erstmalig einen Berufsabschluss nach und viele Mitarbeiter entdecken dabei Perspektiven, an die sie vormals nicht gedacht haben und trauen sich, diese selbstbewusst zu verfolgen.

Herzlichen Dank für das Gespräch, Christian!

Über den Interviewpartner
 

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Christian Heppe

Christian Heppe ist Director Region Nord & Head of Business Development bei von Rundstedt und verantwortet in dieser Funktion die Kundenbetreuung in Norddeutschland. Seit mehr als 8 Jahren unterstützt er Unternehmen in der Planung und Umsetzung ihrer Personalumbau- und -abbauvorhaben. Der Diplom-Kaufmann und Diplom-Volkswirt verfügt über langjährige Erfahrung als Key Account Manager im HR Consulting für mittelständische Unternehmen und internationale Konzerne sowie tiefgreifende Expertise im Talent- und Karrieremanagement.

Telefon: +49 511 45089613 E-Mail: heppe@rundstedt.de