Radikaler Wechsel aus dem internationalen Bankgeschäft in die Welt der Start-ups

Eine lichte Fabriketage in Frankfurt, die zu einem Büro im Loft-Charakter umgebaut wurde. Startup Atmosphäre, keine Wände stören die Kommunikation zwischen den Mitarbeitern, die in Sneakers, Jeans oder Chinos an ihren Computern sitzen. Hier treffe ich mich mit Roland Fitterer. Zunächst kann ich ihn nicht ausmachen, da ich den schlanken Mann in seinen 50ern nur in akkuratem Businessanzug und Krawatte kenne. Endlich finde ich ihn, auch er heute in Turnschuhen und mit offenem Hemdkragen. Gemeinsam wollen wir seinen Karriereweg von der Führungskraft in einem großen Bankkonzern zum Mitarbeiter bei traxpay, einem Startup in der Finanzbranche, nachzeichnen.

 

Unerwartetes Ende einer erfolgreichen Karriere

Die Tatsache, dass seine Karriere bei der Bank einmal enden würde, hatte Roland Fitterer nicht vorhergesehen. Er hatte sein gesamtes Berufsleben dort verbracht. Seine globale Rolle brachte ihn nach New York und Singapur. Immer wieder übernahm er neue Aufgaben, war neugierig, beschäftigte sich mit digitalen Lösungen im Zahlungsverkehr. Aber irgendwann gab es keine beruflichen Möglichkeiten mehr für ihn. „Das war schon eine große Enttäuschung, nachdem ich in den vielen Jahren bei der Bank immer mein Bestes gegeben hatte“, berichtet er.

Aber Roland Fitterer ist ein Mensch mit großer mentaler Stärke. Er beriet sich mit seiner Familie und entschied, den Blick nach vorn zu richten. Warum an einem Ort bleiben, wo er nicht mehr gebraucht wurde. Wo es fast unmöglich war, wieder eine spannende Aufgabe zu finden. Sehr schnell bekam er Wut und Enttäuschung in den Griff. Intuitiv war ihm klar, dass er nicht zweigleisig fahren konnte – einerseits nach vorne schauen, andererseits hoffen, vielleicht doch in seiner alten Welt noch etwas finden zu können. Es gelang ihm, schonungslos ehrlich zu sich selbst zu sein. Und eine Entscheidung zu treffen: Er wollte sich auf eine berufliche Zukunft außerhalb der Bank konzentrieren. Und ein Trennungspaket verhandeln, um dafür den Kopf frei zu haben.

Als er diese innere Klarheit gewonnen hatte, kam Unterstützung von unvermuteter Seite. Ehemalige Kollegen, die selbst durch eine solche Erfahrung gegangen waren, standen ihm bei. So wuchs nach und nach ein kleines Unterstützernetzwerk. Roland Fitterer hatte sich eine Reputation aufgebaut und genoss Wertschätzung unabhängig von seiner Position. Er beschreibt das als eine große Hilfe: „Auch sehr gewichtige Menschen, zu denen ich immer aufgeschaut habe, sind durch schwierige Phasen gegangen und haben ähnliches wie ich erlebt. Und sie kamen einfach und halfen mir.“

 

Karrieretipp:

Stellen Sie sich einer schwieriger beruflichen Situation. Machen Sie die Rechnung auf und treffen dann möglichst zügig eine Entscheidung. Und dann laufen Sie los und schauen nicht mehr zweifelnd zurück. 

 

Als Anfänger rein in die Jobsuche

Auch unsere professionelle Hilfe nahm Roland Fitterer in Anspruch. Er schätzt bis heute den Gewinn, den ihm die Outplacement-Beratung gebracht hat. Zum einen konnte er durch die Beratung seine fehlende Erfahrung bei der Jobsuche ausgleichen. Roland Fitterer hatte sich in seinem Leben genau einmal beworben – für seine Ausbildungsstelle bei der Deutschen Bank. Mit Hilfe der Beratung war er innerhalb kurzer Zeit fit für die berufliche Neuorientierung. Zum anderen erwies sich für ihn neben der methodischen und praktischen Hilfe auch das Sparring mit seinem Berater als sehr wertvoll: „Ideen zu spiegeln, Chancen nicht zu übersehen, aber Aussichtslosem nicht zu lange hinterherzulaufen, das waren für mich wichtige Gewinne aus der Beratung.“

Und noch ein Punkt war entscheidend. Roland Fitterer lernte systematisch zu Netzwerken. Das hatte er schon immer intuitiv gut gemacht, aber nun bekam er einen neuen und professionellen Zugang zum Netzwerken. Roland Fitterer wurde etwas klar: „Mein Netzwerk war immer die Bank, darüber hinaus habe ich mir nie Gedanken gemacht. Nun musste ich mich fragen: Wo sind Leute, die mir helfen können? Und dann den Bogen zu finden, die auch anzusprechen.“

Das erwies sich als Schlüssel zu seinem heutigen beruflichen Erfolg. Er begann, seine Kontakte systematisch zu erfassen, sich Gedanken zu machen, wie er ihnen helfen kann und wen er um Feedback zu seinen beruflichen Plänen bitten kann. Einen Lehrsatz aus dem Networking-Workshop hatte er verinnerlicht: „Fall nicht mit der Tür ins Haus. Frage nicht direkt nach einem Job. Dann zieht sich ein Kontakt sehr schnell wieder zurück, weil er sich unter Druck fühlt.“ Beim Netzwerken läuft es nur dann, wenn man erst bereit ist zu geben.

Roland Fitterer war schon immer aufmerksam im Umgang mit Menschen. Er lag richtig mit seiner Einstellung, dass er jeden Menschen zweimal im Leben sehen könnte. Immer prägten Anstand und Wertschätzung sein Verhalten zu anderen. So konnte er dann interessante Menschen anrufen, die ihm geholfen haben. Roland Fitterer versteht Netzwerken als echtes Interesse an Menschen und als das Pflegen gemeinsamer Interessen. Er ist heute ein leidenschaftlicher Netzwerker, trifft regelmäßig Menschen persönlich, nutzt aber auch intensiv die Möglichkeiten der sozialen Netzwerke.

 

Karrieretipp:

Gerade wenn Sie lange nicht mehr auf Stellensuche waren, wirkt eine professionelle Beratung wie ein Beschleuniger und Katalysator. Scheuen Sie sich nicht Unterstützung zu suchen. Das Ergebnis wird besser sein, als wenn Sie die ganze Arbeit allein machen.

 

Netzwerken führt zum Erfolg

Das Netzwerk war dann auch entscheidend bei der beruflichen Neuorientierung. Das Treffen mit einem ehemaligen Kunden führte zum Kontakt mit einem interessanten Unternehmen aus der Finanzdienstleistungsbranche und zu einem Jobangebot. Der Kunde hatte sich auch in schwierigen Zeiten exzellent von Roland Fitterer betreut gefühlt und empfahl ihn nun gerne weiter. So endete für Roland Fitterer nach vier Monaten und damit viel früher als gedacht seine Suche nach einer spannenden Position. Dass der Wechsel vom großen Konzern in ein mittelständisches Unternehmen gut gelang, darauf ist Roland Fitterer zu Recht stolz. Aber hier ist die Geschichte noch nicht zu Ende.

Relativ bald bekam er ein neues Angebot, das er nicht ablehnen konnte. Ein Unternehmer, der früher Azubi bei der Deutschen Bank war und den Roland Fitterer dort unterstützt hatte, kam auf ihn zu. Er wollte ihn gerne im Team haben. Und Roland Fitterer ging das Wagnis ein, wechselte noch einmal und ist heute im Startup-Loft von traxpay angekommen. Man weiß seine Expertise, seine Erfahrung und seine ruhige Hand zu schätzen. Er genießt das hierarchiefreie Arbeiten und die breite Palette an Aufgaben. Er organisiert den gesamten Innenbetrieb und hält so den Unternehmern den Rücken frei.

Seine große Herausforderung heute: Er möchte einen Beitrag leisten, damit die Idee fliegt. Er kann selbst viel beeinflussen und sieht das Ergebnis seiner Arbeit. Das ist ein ganz anderes Gefühl als im Konzern nur ein kleines Rädchen im Getriebe zu sein.

 

Ein radikaler Wechsel

Der radikale Wechsel führte dazu, dass Roland Fitterer nochmal einen ganz neuen Schritt gewagt hat. Und er sagt: „Ich hätte, wenn alles so geblieben wäre, auch andere Erfahrungen nicht gemacht. Dass Leute mich schätzen wegen meiner Person und nicht wegen der Position. Zu sehen, was ich wirklich kann und die Chance, mich neu zu beweisen. Ich habe es geschafft, mich in einem völlig neuen Umfeld zurechtzufinden und mir auch gegen anfängliche Widerstände Anerkennung und Akzeptanz zu erarbeiten. Im Konzern fragt man sich schon, wie austauschbar man ist. Hier bin ich wichtig und leiste einen sichtbaren Beitrag.“

Zum Ende unseres Treffens frage ich Roland Fitterer nach seinem wichtigsten Tipp für Menschen, die vor der Entscheidung stehen, ob sie im Unternehmen bleiben oder ob sie gehen sollten. Er gibt den Rat, sich dem Gefühl der Kränkung zu stellen und sich dann schnell daraus herauszuarbeiten. Vielleicht dachte man, man wäre wichtiger für das Unternehmen. Aber so ticken Unternehmen nicht, meint er. Ein Unternehmen ist keine Familie und der gemeinsame Weg kann schnell am Ende sein.

Mit diesem wertvollen Ratschlag geht unser Treffen zu Ende. Es fällt mir richtig schwer, mich aus der tollen Atmosphäre bei traxpay wieder zu verabschieden. Dem Team und Roland Fitterer wünsche ich von Herzen, dass sie im Markt erfolgreich sein werden. Und wir beide bleiben natürlich als Netzwerkpartner verbunden.

 

Ein Beitrag von Caterine Schwierz