HR-Toolbox: 3 Fragen zur Transformations­einheit

Interview mit Christian Summa

Rundstedt News: Transformationseinheit vs. Transfergesellschaft:
Die Transfergesellschaft ist ein etabliertes Instrument des Personalabbaus im Zuge von Restrukturierungen. Im Zusammenhang mit den massiven Personalveränderungs-Ankündigungen der letzten Monate wurde vermehrt von der Transformationseinheit gesprochen. Was ist der Unterschied?

Christian Summa: Zwei wesentliche Unterschiede liegen in der Zielsetzung und in der Organisationsform: Eine Transfergesellschaft wird eingerichtet, wenn sich ein Unternehmen zu einem bestimmten Stichtag von einer größeren Gruppe von Beschäftigten trennen muss. Die Transfergesellschaft ist damit ein reines Personalabbau-Instrument. Somit wechseln die Beschäftigten auch arbeitsrechtlich aus ihrem ursprünglichen Arbeitsverhältnis in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bei einem Transferdienstleister. Ziel ist die berufliche Neuorientierung und das Finden einer adäquaten Anschlussbeschäftigung. 

Die Transformationseinheit ist dagegen das geeignete Instrument, wenn es um die multidimensionale Bewältigung von Personalumbau, -aufbau und -abbau geht. Die Beratung in der Transformationseinheit zielt nicht primär darauf ab, die Mitarbeitenden für den externen Arbeitsmarkt fit zu machen, sondern gleichermaßen für neue interne Aufgaben. Dazu werden die Mitarbeitenden auch von ihren Aufgaben freigestellt und wechseln in die Transformationseinheit. Der Arbeitsvertrag bleibt dabei unberührt, d.h. das Beschäftigungsverhältnis mit dem Arbeitgeber bleibt unverändert bestehen.  

Rundstedt News: Die Transformationseinheit ermöglicht es Unternehmen, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren. Gleichzeitig handelt es sich um eine Personal-Maßnahme mit einer Laufzeit von bis zu zwölf Monaten. In dieser Zeit stehen die Beschäftigten für das Tagesgeschäft gar nicht oder nur teilweise zur Verfügung. Ist das nicht ein Widerspruch? 

Christian Summa: Der große Hebel für die Unternehmen liegt darin, dass sie durch die Transformationseinheit, die Veränderung der Geschäftsstrategie von der Personaltransformation entkoppeln können. Das bedeutet, dass die notwendigen Veränderungen schnell im Geschäftsmodell umgesetzt werden können. Die Erfahrung zeigt, dass in der Regel rund 70% der Mitarbeitenden direkt oder über „on the job“-Maßnahmen neue, veränderte Aufgaben in der Zielorganisation übernehmen können. 

Die übrigen 30% wechseln aus den operativen Bereichen in die Transformationseinheit und bereiten sich dort in einem mehrstufigen Prozess auf eine neue Aufgabe innerhalb des Unternehmens vor oder darauf, ihre berufliche Entwicklung bei einem anderen Arbeitgeber fortzusetzen. Die Kompetenzen der Mitarbeitenden sowie deren Qualifizierungsbedarf werden systematisch erfasst und bewertet. Die Transparenz und die enge Zusammenarbeit mit externen Bildungspartnern bieten die Chance für eine schnelle und effiziente Qualifizierung. 

Dieses Vorgehen beschleunigt den Transformationsprozess zugunsten einer positiven Geschäftsentwicklung und gibt insbesondere Mitarbeitenden mit geringer Veränderungsbereitschaft und -fähigkeit die notwendige Zeit, sich auf die neuen Aufgaben vorzubereiten.  

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Rundstedt News: Insbesondere Arbeitnehmende mit langer Betriebszugehörigkeit trauen sich häufig keine neuen Aufgaben oder einen Wechsel in einen anderen Unternehmensbereich zu. Verstärkt der Wechsel in die Transformationseinheit nicht eher Unsicherheiten und Ängste, den neuen Anforderungen nicht gerecht werden zu können? Wie lässt sich die Veränderungsbereitschaft erhöhen? 

Christian Summa: Entscheidend ist, diesen Menschen aufzuzeigen, welche Chancen sie mit ihrem individuellen Profil auf dem internen und externen Arbeitsmarkt haben. In der ersten Phase der Transformationseinheit steht daher die Analyse des eigenen Kompetenzprofils, der individuellen Arbeitsmarktfitness und ihrer Wünsche im Mittelpunkt der Beratung. Gerade Beschäftigte, deren Aufgaben sich seit Jahren nicht verändert haben, entdecken neue Perspektiven, die sie für die längere Vermittlungs- und Qualifizierungsphase der Transformationseinheit und den anschließenden Wechsel in einen neuen Bereich oder zu einem anderen Arbeitgeber motivieren. 

Herr Summa, vielen Dank für das Gespräch!

Über den Autor

CHRISTIAN SUMMA

CHIEF CONSULTING OFFICER

Christian Summa ist Geschäftsführer und Partner bei von Rundstedt. In seiner Rolle als Chief Consulting Officer leitet er bundesweit die Kundenbetreuung in Restrukturierungen sowie Personalumbau- und -abbauprojekten. Seit 2004 hat der diplomierte Betriebswirt als Partner und in verschiedenen Vertriebspositionen bei von Rundstedt die Beratungslösungen entscheidend weiterentwickelt, zuletzt als Director Workforce Transformation.  Seit 2020 teilt er sich die Geschäftsführung der Tochtergesellschaft Rundstedt Transfer GmbH mit Sophia von Rundstedt. Vor seinem Einstieg bei von Rundstedt war er in den Branchen Luft- und Raumfahrt sowie Automotive tätig.