Smarte Transformation durch Qualifizierungsbetriebe

Immer mehr Unternehmen setzen sich in Restrukturierungsprozessen auch mit dem Instrument des Qualifizierungsbetriebs auseinander. Es wird immer dann zum Gesprächsthema, wenn interne und externe Perspektiven geschaffen werden müssen für Mitarbeitende, deren Arbeitsplätze in einem absehbaren Zeitraum von ein bis drei Jahren zur Disposition stehen. Warum Qualifizierungsbetriebe ein smartes Mittel sind, um die Workforce Transformation effektiv zu gestalten und die zukünftige Zielorganisation umzusetzen, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Wer profitiert vom Qualifizierungsbetrieb?

  • Das Management nutzt die aktive Einbeziehung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und ihrer Interessensvertretung für die beschleunigte Transformation, um besser und schneller auf Markt- und Technologieveränderungen reagieren zu können. 
  • Der Betriebsrat sichert für seine Kolleginnen und Kollegen längerfristige berufliche Perspektiven, die nicht einseitig vom derzeitigen Arbeitgeber abhängen.  
  • HR-Verantwortliche gestalten in enger Zusammenarbeit mit den Führungskräften in den Fachbereichen und den externen Partnern die Konzeption und die Umsetzung des Qualifizierungsbetriebs. 
  • Führungskräfte erhalten mittelfristige Planungssicherheit für ihre Verantwortungsbereiche und führen ihre Teams auf dem anspruchsvollen Veränderungspfad. 
  • Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erarbeiten sich dank passgenauer Weiterbildung und individuellem Coaching zukunftsorientierte Entwicklungswege beim bisherigen Unternehmen oder bei potenziellen Arbeitgebern mit attraktiven Angeboten. 

Vom Qualifizierungsbedarf zur Qualifizierungsstrategie

Beim Qualifizierungsbetrieb handelt es sich um ein offenes und modulares Konzept, das von Fachanwälten für Arbeitsrecht und Unternehmens- und Personalberatern entwickelt wurde.

Das Konzept beinhaltet eine interne Vermittlungs- und Qualifizierungseinheit. Diese wird für Unternehmen immer dann interessant, wenn eine neue Zielorganisation entsteht oder der technologiebedingte Wegfall von Arbeitsplätzen planbar ist. Qualifizierungsbetriebe sind ein optimales Instrument, wenn betriebsbedingte Kündigungen – beispielsweise aufgrund entsprechender Betriebsvereinbarungen – nicht möglich oder innerbetrieblich nicht erwünscht sind. 

 

Qualifizierungsbetrieb vs. Transfergesellschaft

Beratung, Vermittlung und Qualifizierung werden auch in der bewährten Transfergesellschaft angeboten. Was also unterscheidet den Qualifizierungsbetrieb von der Transfergesellschaft?

  1. Qualifizierungsbetriebe sind organisatorisch oder juristisch mit dem Arbeitgeber verbunden. Die betroffenen Arbeitnehmenden verbleiben in der Firma und erarbeiten sich Perspektiven sowohl für den internen wie auch den externen Arbeitsmarkt.
  2. Mitarbeitende haben deutlich mehr Zeit und Budget als in der Transfergesellschaft, um ihre Kompetenzen zu erweitern und ihr Auftreten auf dem internen und externen Arbeitsmarkt zu optimieren.

Voraussetzungen, unter denen Qualifizierung gelingen kann

Eine erfolgreiche Qualifizierungsstrategie innerhalb eines Unternehmens ist von der Organisation und Kommunikation abhängig. Wenn Unternehmen zukünftige Zielorganisationen definieren, entsteht in der Regel ein Mitarbeiterüberhang, der nicht zugeordnet werden kann. Für diese Mitarbeiter gibt es drei Optionen:

  • Altersübergangsmodelle
  • Aufhebungsvereinbarungen
  • Angebot einer Transformationseinheit.

 

Sonderform: Transformationseinheit

Die interne Transformationsseinheit (TE) ist eine besondere Ausprägung des Qualifizierungsbetriebs, bei der das Element der Vermittlung (intern/extern) eine besondere Rolle spielt. Insbesondere für Mitarbeitende mit einer starken materiellen wie ideellen Bindung an den bisherigen Arbeitgeber ist dieses Modell eine echte Chance und zugleich ein Mobilisierungsfaktor: Nach dem Motto „aus dem alten sicheren Arbeitsplatz in den neuen sicheren Arbeitsplatz“ arbeiten sie in der TE mit Unterstützung durch externe Karriereberater und Weiterbildungspartner an ihren internen und externen Perspektiven.

Die PVE setzt auf den individuellen Veränderungsweg der Mitarbeitenden durch die Kombination von Beratung, Training, Vermittlung und Qualifizierung. Die betroffenen Mitarbeitenden können dabei aus der Primärorganisation herausgelöst werden, sodass sie keine operativen Aufgaben mehr übernehmen und Zeit und Raum für Veränderungsentscheidungen haben – ohne, dass der Arbeitsvertrag verändert wird. Alternativ gibt es auch die Möglichkeit, die Mitarbeitenden im Rahmen einer flexiblen Teilzeit-Weiterbildung am bisherigen Arbeitsplatz durch die PVE zu betreuen.

Qualifizierungsbetriebe in der betrieblichen Praxis

Viele unserer Kunden diskutieren aktuell den Einsatz von Qualifizierungsbetrieben. Verbesserte Förderbedingungen aus dem Qualifizierungschancengesetz erhöhen die Attraktivität der Umsetzung der Maßnahmen aus Unternehmenssicht. Eine Barriere in der Umsetzung ist oft das Streben nach (vermeintlicher) Sicherheit und die Angst vor Arbeitslosigkeit. 

Gewerkschaften und Betriebsräte wägen insbesondere die längerfristigen Vorteilen des Konzepts und die kurzfristigen Risiken ab. Es ist im ureigensten Interesse der Arbeitnehmervertreter, die Employability der Mitarbeitende durch gezielte Qualifizierungsmaßnahmen zu stärken und damit zukunftsfähig zu machen – genau hier setzen Qualifizierungsbetrieb und Transformationseinheit an.

Welche externen Partner sind für die Umsetzung relevant?

Der Veränderungsweg der betroffenen Mitarbeitenden besteht aus Betreuung, Beratung, Qualifizierung und Vermittlung. HR sollte dabei nicht nur auf interne Ressourcen zurückgreifen, sondern auch externe Expertise nutzen. Je nach Branche, Unternehmen und Jobprofilen kommen diese Partner für die Workforce Transformation infrage: Unternehmensberater, HR-Analytics-Anbieter sowie Weiterbildungsträger.

 

Wir bieten einen ganzheitlichen Ansatz: von der Analyse Ihres Veränderungsbedarf und Redeployment-Potenzials bis zur Durchführung der Qualifzierungs, Vermittlungs- und Beratungsleistungen. 

Beratungsansatz kennenlernen

Warum ist der Betriebsrat ein wichtiger Partner für den Qualifizierungsbetrieb?

Der Betriebsrat genießt das Vertrauen der Mitarbeitenden und ist daher der strategische Multiplikator für den Qualifizierungsbetrieb. Bevor dieser starten kann, braucht es viele Gespräche zwischen dem Arbeitgeber und dem Betriebsrat, der wiederum stufenweise die betroffenen Mitarbeitenden in die Veränderung mitnimmt. Das ist ein möglicherweise anstrengender Prozess, aber der Dreiklang von Planung, Kommunikation und Ausdauer bestimmt über Erfolg oder Misserfolg eines Qualifizierungsbetriebs. 

Unser Tipp

In unserer Workforce-Transformation-Studie zeigen wir, wie sich Jobprofile verändern und Unternehmen die Transformation meistern. Lesen Sie jetzt die Handlungsempfehlungen unserer Expertinnen und Experten.

Fazit: Bessere Chancen auf dem (internen) Arbeitsmarkt durch Qualifizierung

Unternehmen haben zahlreiche Möglichkeiten, Mitarbeitenden eine Perspektive zu bieten und sie zu unterstützen, wenn durch die Transformation Arbeitsplätze wegfallen. Im Gegensatz zur Transfergesellschaft oder Outplacement-Beratung, die die betroffenen Mitarbeitenden auf den externen Arbeitsmarkt vorbereiten, nimmt der Qualifizierungsbetrieb auch die interne Job-Perspektive in den Blick. Mit Zeit und Budget gelingt es den Mitarbeitenden, ganz im Sinne der Employability ihre Kompetenzen und ihr Wissen zu erweitern. So werden Sie auf neue Aufgaben vorbereitet und ermutigt, den nächsten beruflichen Schritt zu gehen, sei es innerhalb oder außerhalb des aktuellen Unternehmens.

Über den Autor

Christian Summa

Geschäftsführer & Partner

Christian Summa ist Geschäftsführer und Partner bei von Rundstedt. In seiner Rolle als Chief Consulting Officer leitet er bundesweit die Kundenbetreuung in Restrukturierungen sowie Personalumbau- und -abbauprojekten. Seit 2004 hat der diplomierte Betriebswirt als Partner und in verschiedenen Vertriebspositionen bei von Rundstedt die Beratungslösungen entscheidend weiterentwickelt, zuletzt als Director Workforce Transformation.  Seit 2020 teilt er sich die Geschäftsführung der Tochtergesellschaft Rundstedt Transfer GmbH mit Sophia von Rundstedt. Vor seinem Einstieg bei von Rundstedt war er in den Branchen Luft- und Raumfahrt sowie Automotive tätig.