von Christian Summa
Immer mehr Unternehmen setzen sich in Restrukturierungsprozessen auch mit dem Instrument des Qualifizierungsbetriebs auseinander. Es wird immer dann zum Gesprächsthema, wenn interne und externe Perspektiven geschaffen werden müssen für Mitarbeiter, deren Arbeitsplätze in einem absehbaren Zeitraum von ein bis drei Jahren zur Disposition stehen. Warum Qualifizierungsbetriebe ein smartes Mittel sind, um die Workforce Transformation effektiv zu gestalten und die zukünftige Zielorganisation umzusetzen, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Beim Qualifizierungsbetrieb handelt es sich um ein offenes und modulares Konzept, das von Fachanwälten für Arbeitsrecht und Unternehmens- und Personalberatern entwickelt wurde.
Das Konzept beinhaltet eine interne Vermittlungs- und Qualifizierungseinheit. Diese wird für Unternehmen immer dann interessant, wenn eine neue Zielorganisation entsteht oder der technologiebedingte Wegfall von Arbeitsplätzen planbar ist. Qualifizierungsbetriebe sind ein optimales Instrument, wenn betriebsbedingte Kündigungen – beispielsweise aufgrund entsprechender Betriebsvereinbarungen – nicht möglich oder innerbetrieblich nicht erwünscht sind.
Beratung, Vermittlung und Qualifizierung werden auch in der bewährten Transfergesellschaft angeboten. Was also unterscheidet den Qualifizierungsbetrieb von der Transfergesellschaft?
Eine erfolgreiche Qualifizierungsstrategie innerhalb eines Unternehmens ist von der Organisation und Kommunikation abhängig. Wenn Unternehmen zukünftige Zielorganisationen definieren, entsteht in der Regel ein Mitarbeiterüberhang, der nicht zugeordnet werden kann. Für diese Mitarbeiter gibt es drei Optionen:
Die interne Personalvermittlungseinheit (PVE) ist eine besondere Ausprägung des Qualifizierungsbetriebs, bei der das Element der Vermittlung (intern/extern) eine besondere Rolle spielt. Insbesondere für Mitarbeiter mit einer starken materiellen wie ideellen Bindung an den bisherigen Arbeitgeber ist dieses Modell eine echte Chance und zugleich ein Mobilisierungsfaktor: Nach dem Motto „aus dem alten sicheren Arbeitsplatz in den neuen sicheren Arbeitsplatz“ arbeiten sie in der PVE mit Unterstützung durch externe Karriereberater und Weiterbildungspartner an ihren internen und externen Perspektiven.
Die PVE setzt auf den individuellen Veränderungsweg der Mitarbeiter durch die Kombination von Beratung, Training, Vermittlung und Qualifizierung. Die betroffenen Mitarbeiter können dabei aus der Primärorganisation herausgelöst werden, sodass sie keine operativen Aufgaben mehr übernehmen und Zeit und Raum für Veränderungsentscheidungen haben – ohne, dass der Arbeitsvertrag verändert wird. Alternativ gibt es auch die Möglichkeit, die Mitarbeiter im Rahmen einer flexiblen Teilzeit-Weiterbildung am bisherigen Arbeitsplatz durch die PVE zu betreuen.
Das Konzept des Qualifizierungsbetriebs ist sowohl für mittelständische als auch für größere Unternehmen sinnvoll. Insbesondere Konzerne profitieren von diesem Modell, da hier die Mehrzahl der Mitarbeiter aufgrund der attraktiven Arbeitgeber-Konditionen eher eine risikoaverse Haltung zu Veränderungen einnimmt.
Viele unserer Kunden diskutieren aktuell den Einsatz von Qualifizierungsbetrieben. Verbesserte Förderbedingungen aus dem Qualifizierungschancengesetz erhöhen die Attraktivität der Umsetzung der Maßnahmen aus Unternehmenssicht. Eine Barriere in der Umsetzung ist oft das Streben nach (vermeintlicher) Sicherheit und die Angst vor Arbeitslosigkeit.
Gewerkschaften und Betriebsräte wägen insbesondere die längerfristigen Vorteilen des Konzepts und die kurzfristigen Risiken ab. Es ist im ureigensten Interesse der Arbeitnehmervertreter, die Employability der Mitarbeiter durch gezielte Qualifizierungsmaßnahmen zu stärken und damit zukunftsfähig zu machen – genau hier setzen Qualifizierungsbetrieb und Personalvermittlungseinheit an.
Der Veränderungsweg der betroffenen Mitarbeiter besteht aus Betreuung, Beratung, Qualifizierung und Vermittlung. HR sollte dabei nicht nur auf interne Ressourcen zurückgreifen, sondern auch externe Expertise nutzen. Je nach Branche, Unternehmen und Jobprofilen kommen diese Partner für die Workforce Transformation infrage: Unternehmensberater, HR-Analytics-Anbieter sowie Weiterbildungsträger.
von Rundstedt bietet rund um den Qualifizierungsbetrieb mit einem verzweigten Kooperationspartnernetz Beratung aus einer Hand an. Gerne informieren wir Sie unverbindlich – sprechen Sie uns an!
Aus unserer langjährigen Erfahrung werden Transformationsprozesse in Unternehmen nur gemeinsam mit der betrieblichen Mitbestimmung bewältigt.
Der Betriebsrat genießt das Vertrauen der Mitarbeiter und ist daher der strategische Multiplikator für den Qualifizierungsbetrieb. Bevor dieser starten kann, braucht es viele Gespräche zwischen dem Arbeitgeber und dem Betriebsrat, der wiederum stufenweise die betroffenen Mitarbeiter in die Veränderung mitnimmt. Das ist ein möglicherweise anstrengender Prozess, aber der Dreiklang von Planung, Kommunikation und Ausdauer bestimmt über Erfolg oder Misserfolg eines Qualifizierungsbetriebs.
Leseempfehlung für Betriebsräte: Beschäftigungssicherung im 21. Jahrhundert bedeutet, die Beschäftigungsfähigkeit jedes einzelnen Kollegen in der Belegschaft zu steigern und zu sichern. Was Betriebsräte als Partner der Veränderung tun können, lesen Sie im Fachbeitrag „Veränderung gestalten – Arbeitsplätze sichern“ .
In der Zusammenarbeit mit Kollegen, Führungskräften, Kunden und Partnerfirmen erleben die Mitarbeiter die Veränderungen im Unternehmen und in der Branche. Viele sorgen sich um ihren Arbeitsplatz. Hier lohnt eine umfassende Orientierung als Gemeinschaftsaufgabe von Führungskraft und HR, damit sich die Mitarbeiter in Selbstverantwortung für ihren Weg entscheiden können:
Unternehmen haben zahlreiche Möglichkeiten, Mitarbeitern eine Perspektive zu bieten und sie zu unterstützen, wenn durch die Transformation Arbeitsplätze wegfallen. Im Gegensatz zur Transfergesellschaft oder Outplacement-Beratung, die die betroffenen Mitarbeiter auf den externen Arbeitsmarkt vorbereiten, nimmt der Qualifizierungsbetrieb auch die interne Job-Perspektive in den Blick. Mit Zeit und Budget gelingt es den Mitarbeitern, ganz im Sinne der Employability ihre Kompetenzen und ihr Wissen zu erweitern. So werden Sie auf neue Aufgaben vorbereitet und ermutigt, den nächsten beruflichen Schritt zu gehen, sei es innerhalb oder außerhalb des aktuellen Unternehmens.
Über den Autor
Christian Summa
Christian Summa ist Geschäftsführer und Partner bei von Rundstedt. In seiner Rolle als Chief Consulting Officer leitet er bundesweit die Kundenbetreuung in Restrukturierungen sowie Personalumbau- und -abbauprojekten. Seit 2004 hat der diplomierte Betriebswirt als Partner und in verschiedenen Vertriebspositionen bei von Rundstedt die Beratungslösungen entscheidend weiterentwickelt, zuletzt als Director Workforce Transformation. Seit 2020 teilt er sich die Geschäftsführung der Tochtergesellschaft Rundstedt Transfer GmbH mit Sophia von Rundstedt. Vor seinem Einstieg bei von Rundstedt war er in den Branchen Luft- und Raumfahrt sowie Automotive tätig.
Telefon: +49 173 5 49 18 36 E-Mail: summa@rundstedt.de
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